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Symbiose Woord en Toon in het Gregoriaans

Authors

  • Alfons Kurris

Abstract

Der Choral als liturgische Musik ist wesentlich dem Wort gebunden. Es sind kein Wörter auf Musik gesetzt worden, sondern der Klang ist aus dem Wort geboren worden. Der Choral ist entstanden aus Rezitativ von Psalmtexten, Lesungen und Gebeten. Das Studium, das sich eindringlich mit dem Wort-ton beschäftigt, heisst Semiologie. Sie untersucht den Klangwert der ältesten graphischen Musikzeichen (Neumen), wie sie seit dem neunten Jahrhundert in verschiedenen Schreibschulen in West-Europa aufgezeichnet sind. Diese Neumen, die über den klassischen liturgischen Gesängen angebracht sind, zeigen eine auffallende Koherennz. Der Semiologie wirft ein helles Licht auf die Frage des Rhythmus. Der Choral ist in Masseinheiten oder messbaren exakten Notwerten gebunden, ausgenommen in den klassischen Hymnen und späteren Kompositionen. Der Rhythmus ist am Wort gebunden: Qualität von Silben und Worteinheiten. Immer wieder hat man dennoch versucht, messbare Kriteria hineinzubringen. Entweder versucht man, den Rhythmus zu einem einförmigen Notenwert zu reduzieren (Aequilisten), oder man unterscheidet Noten mit einfachem und verdoppeltem Wert (Mensuralisten). Es zeigt sich, dass der Rhythmus des Chorals zum tiefsten elastisch ist. Selbst eine Systematisierung der elastischen Notengruppen ist nicht zu empfehlen. In der Ausgabe des Graduale Triplex werden wir mit drei Notierungssystemen konfrontiert: der vertrauten Quadratschrift, welche die Tonhöhe wiedergibt, der Notierung von Sankt Gallen (datiert 900), welche die Bewegungstendenz angibt, und mit der Notierung von Metz (Handschrift Laon 239), welche vor allem den Wert der einzelnen Noten differenziert überliefert hat. Nicht nur in der Graphie der einfachen Note entdecken wir eine Rhythmusschatierung; vor allem sind es die Neumengruppen, welche uns Einsicht bezüglich der rhythmischen Gliederung eines Gesanges bieten. In den leicht geschmückten, aber sicher in den melismatischen Gesängen stellen wir fest, dass die Noten gegenseitig geordnet worden sind. Diese Ordnung ist als Artikulation gemeint. Wie Akzente die Wortbedeutung angeben, so wird die rhythmische Gliederung von der Neumenartikulation bestimmt.Dieser Begriff Artikulation ist wichtig für eine richtige Interpretation des Chorals. Die Freiheit des Rhythmus wird von ihr geordnet. In der Melodie kann die Artikulation schon am Anfang stattfinden: die erste Note wird der Quelle der Bewegungsenergie. Sie kann allerdings ebensowohl in der Notengruppe ihre Stelle haben: die Melodie wird dann von ihr angezogen und weitergeleitet (Drehpunkt) oder zur Ruhe gebracht (Distinktion). Für den Text aber ist auch die Schlussartikulation wichtig. In dieser Hinsicht sind die ursprünglichen Neumen sehr instruktiv. Die Neumen haben nur eine vermitteInende Funktion; der Text ist der Träger der Melodie. Derjenige, der den betreffenden Gesang singt, wird selber mit eigenem subjektiven Einfühlungsvermögen die Melodie zum Leben wecken müssen. Eine Analyse des Kontextes und eine Kenntnis der Urtexte sind allerdings notwendig, wenn den eigener Wert des Chorals entdecken will. Dieser Wert besteht hierin: Dienst am Wort und Erschaffung von Raum. Man spricht von ' Aussprachequalität' und 'Aussagequalität'. Im ersten Fall geht es um den Respekt für die phonetische Qualität des Textes, im zweiten Fall um den Ausdruck. Die Melodie verstärkt, erklärt und schmückt den Text. (Übersetzung: Ad Blijlevens)

Published

1988-12-31

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