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Knochenkämme mit Runeninschriften aus Friesland. Mit einer Zusammenstellung aller bekannten Runenkämme und einem Beitrag zu den friesischen Runeninschriften

Authors

  • K. Düwel
  • W.-D. Tempel

Abstract

(p. 384)

Die friesischen Knochenkämme des 9. und 10. Jhs. haben folgende Runenformen:

u: ᚢ Oostum (3x, 2x stossen die Stäbe nicht zusammen)

? Toornwerd (vgl. Arntz, Handbuch, 123)

a: ᚪ neben ? (2x) Oostum.

o: ᚩ Toornwerd

k: ᚳ Oostum (2x), Toornwerd

b: ᛒ Oostum, aber ? Toornwerd

d: ᛞ Oostum (2x), aber ? Hoogebeintum (2x)

Sonderformen: ? ? Oostum

Die aufgeführten Runenformen zeigen, dass mit ihnen keine englische oder fries. Herkunft wahrscheinlich gemacht werden kann. Das gilt besonders für die Formender a-Rune, die in der angeblichen fries. Sonderform ᚪ‚ (Arntz-Zeiss, 440) und der üblichen anglofries. Form ? auf dem Kamm von Oostum gemeinsam vorkommen. Auch die Vermutung Arntz', es "konnte ᛞ für friesische Bodenständigkeit sprechen" (Arntz-Zeiss, 116), während ?‚ fast ausschliesslich in England vorkomme, lässt sich nicht bestätigen. Bemerkenswert ist die o-Rune auf Toornwerd; Unica stellen die Zierformen der Runen h und b dar (neben der charakteristischen südgerm. Form mit getrennten Buckeln, die auch Britsum aufweist).

Sprachlich ergibt sich aus zwei Kamminschriften (Oostum, Toornwerd) für den Endsilbenvokalismus in fries. Runenwortern eine Vertretung von germ. -az/-an als Murmelvokal mit der Schreibung -u. Mit Hilfe dieser Beobachtung wird es neben anderen sprachlichen Merkmalen möglich, die Inschriften des Solidus von Schweindorf und des Skanomodu-Solidus alls fries. einzuordnen.

Typologisch gehoren die Inschriften von Oostum (sicher) und von Hoogebeintum (unsicher) zu den Herstellerinschriften. Toornwerd steht mit der Angabe des Gegenstandes in der Inschrift (Kamm) mit Elisenhof unter den insgesamt 25 Runenkämmen allein.

Nach dem Ausscheiden dreier lnschriften (Sipma, Nrn 5, 7, 16) möchten wir das fries. Runencorpus jetzt mit 16 Inschriften angeben Kantens, Hogebeintum und die in ihrer Echtheit umstrittene Inschrift von Westeremden B mitgerechnet): Amay, Arum, Britsum, Ferwerd, Hantum, Harlingen, Hoogebeintum, Kantens, Oostum, Raskwerd, Schweindorf, Skanomodu-Solidus, Toornwerd, Westeremden A und B, Wijnaldum.

Published

1970-12-15

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